Farbtöne prüfen

Farbtöne an Hand von einem Farbcode und der Spritzmustercoloristik finden und prüfen

Den Farbton zu bestimmen ist nicht immer einfach. Zu einem gutem Ergebnis zählt auch eine gute Vorbereitung in der Farbtonfindung.

Mit Hilfe der Farbtoncoloristik ist es einfach, Farbtöne nach Augenschein auszuwählen. Aber auch hier gilt es mit großer Sorgfältigkeit vorzugehen. Durch die hohe Anzahl von Pigmenten in einem Farbton, kann dieser im Tageslicht passen, Abends unter dem Licht von Laternen dagegen schon ganz anders aussehen.

Ebenso verändern sich die meistern Farben von verschiedenen Winkeln betrachtet, im Kipp. Dieses hat mit der Reflexion und Absorption des Lichtes an den einzelnen Pigmenten zu tun.

Hier hilft es nur, mit einer sogenannten Tageslichtlampe zu arbeiten. Im ersten Moment mag man meinen, es ist eine Taschenlampe. Dem ist aber nicht so. Mit dieser Lampe kann man verschiedenste Lichtverhältnisse prüfen.

Das richtige vorgehen bei der Farbtonauswahl:

  1. Oberfläche reinigen und aufpolieren. Einen veralteten und verwitterten Lack kann man nicht als Grundlage verwenden
  2. Farbcode am Fahrzeug herausfinden (einige Hersteller hinterlegen diesen nicht mehr im Fahrzeug, somit ist der Anruf bei dem Hersteller unumgänglich)
  3. Nach dem Farbcode die Farbpaspeln heraussuchen. Und nicht nur eine, sondern alle Varianten, die unter diesem Farbton gelistet sind. Aussagen wie „Standard“ geht immer, sind fachlicher nonsens! In manchen Fällen wird situativ so entschieden, das hat aber nichts mit der genauen Farbtonfindung zu tun.
  4. Eine Empfehlung meinerseits: Als erstes einen Fächer in der Hand bilden und in der ersten Übersicht am Objekt die auf den ersten Blick nicht passenden Farbvarianten herausnehmen. Somit bleiben meist nur eine kleine Anzahl an Möglichkeiten und man ist schneller am Ziel. Die Karten nicht zu lange anschauen, denn sonst „sucht“ das Auge. Damit ist keinem geholfen.
  5. Die übergebliebenen Varianten werden jetzt genauer besichtigt. Hier fangen wir mit dem objektiven Empfinden des Kipps an. Hier empfiehlt es sich immer einen Farbton aus mindestens 3 Winkeln anzuschauen. 0°, 45° und 60° sind die gängigsten Winkel in der Besichtigung.
  6. Bei den Farbkarten ist nun sichtbar wie der Kipp „wegläuft“. Die Karten, in der die Farbe „wegschlägt“, werden sofort wieder aussortiert.
  7. Dieses Vorgehen wird so lange durchgeführt, bis die letzten zwei bis drei Karten übrig sind. Jetzt geht es an die „Grobigkeit“ der Metallics. Dieses kann man auch auf den ersten Blick entscheiden. Bei einem feinen Silberpigment kann man eben kein grobes auswählen (Hier würde nachher in der Lackierung, gerade in der Zone der Einlackierung der Farbton wie eine Kirmesbude blitzen)
  8. Wenn auch diese Entscheidung gefallen ist, haben wir den Favoriten gefunden. Eine leichte Abweichung der Karte zum Original kann man vernachlässigen. Heute muss so ziemlich jeder Farbton einlackiert werden! Eine Stoßlackierung ist mit den heutigen Farbtönen kaum mehr haltbar.
    Denn hier ist zu beachten, die Coloristik ist eine Hilfestellung. Auch wenn die Karte zum Original passt, muss der Lackierer diese erst einmal nachstellen. Dies wird über die vorherige Erstellung eines eigenen Farbmusterblechs durchgeführt. (Erstellung eines Musterblechs)
  9. Wenn auch das Muster gut zum Original passt, können wir diesen Farbton in der Lackierung verarbeiten.

Farbtöne mit dem Fotospektrometer auslesen

Die Farbtonmessung mit dem Spektrometer ist eine sehr große Hilfe. Mit der Hilfe der Kurvenwerte, die dieses Gerät ausliest, kann man viele verschiedene Lösungen zu einem Farbton bekommen. Auch wenn dieser nicht zum eigentlichen Fahrzeug gehört. Auch in der Industrie gibt es Messgeräte, die über eine Vielzahl anderer Töne verfügt. Somit haben beide Systeme eine „Daseinsberechtigung“.
Farbtöne werden in verschiedene Kurven gesplittet und an hinterlegte Kurven angelehnt. Wenn einige Punkte übereinstimmen, übernimmt die Software diesen Ton zu einem passenden.

Das große ABER an der Technik ist allerdings, das menschliche Auge entscheidet. Errechnete Kurven können auch völlig daneben liegen. Soviel aus der Praxis. Die Arbeit zur Bestimmung nimmt das Gerät nicht ab. Durchaus können 2 von 3 Punkten aus der Messung passen, aber der Kipp der Farbe fällt völlig aus dem Rahmen. Hier muss der Lackierer entscheiden. Eine Prozentzahl oder ein Ampelsystem, wie die Geräte Farben auslesen, können auch daneben liegen. Somit sind wir verpflichtet mit Musterkarten zu arbeiten. Oder aber man geht das Risiko ein, um nachher festzustellen, dass die Farbe nicht passt.

Geräte mit der heutigen aktuellen Technik sind NOCH nicht fähig, Töne jederzeit zu treffen. Dafür sind aber auch viele Parameter verantwortlich. Zum einen die Datenbank, womit das System gefüttert ist, die Oberflächebeschaffung des Originals welches ausgelesen wird und noch einige mehr. Hier kann es bei UNI-Tönen vorkommen, wenn diese start verkratzt sind und nicht richtig für die Messung vorbereitet, das es zu einem Metallic-Ergebnis kommt. Ein Kratzer streut die Lichtbrechung und das Gerät erkennt dafür z.B einen silbrigen Schimmer. Somit entstehen große Verfälschungen.

Ich bin sicherlich nicht gegen diese Technik. Sie macht einige Möglichkeiten wahr, die wir ohne diese nicht hätten. ABER man sollte als Nutzer auch sein Können einsetzen und sich nicht gänzlich darauf verlassen was die Technik kann, denn dann kann es vorkommen, verlassen zu sein.

Vorgehensweise mit Spectrophotometern

  1. Oberfläche sorgfältig reinigen und Hologrammfrei polieren
  2. Politurreste vollständig entfernen
  3. Gerät aufsetzen und die Messung durchführen. Je nach Hersteller sind Messungen von 1-10 Punktmessungen möglich.
  4. Durchschnittlich werden 3 Messungen zur Farbtonfindung durchgeführt. Hierzu wird das Gerät auf Stelle 1 gestellt und die erste Messung durchgeführt
  5. Das Gerät wird nun 3-5 cm weiter aufgesetzt und der Vorgang wiederholt. Für die dritte Messung wird das Verschieben ebenfalls wiederholt und die Messung durchgeführt. Eine weiter Möglichkeit ist es, das Gerät bei dem Verschieben jeweils um 45° zu drehen. Somit kann die Linse von noch mehr Seiten die Lichtreflexion aufnehmen und vermessen. Als Versuch kann man an einem Objekt beide Messvorgänge durchführen und somit noch weitere Ergebnisse erzielen.
  6. Nach der Messung wird das Gerät in der Regel an einem PC angeschlossen. Industrie Messgeräte haben eine integrierte Datenbank mit Anzeige. In der Refinish (PKW-Reparaturlackierung) gibt es so viele Datensätze, dafür braucht man etwas mehr Leistung, die die kleineren Geräte nicht hergeben.
  7. Mit der zugehörigen Software wird der Farbton dann bestimmt und ausgewählt.
  8. Wenn eine Möglichkeit zum Farbkartenabgleich besteht, sollte man diesen durchführen.
  9. Bei einem Ergebnis mit einer sogenannten Service-Formel oder nicht hinterlegten Formel, sollte man bei einem gutem Messergebnis eine Farbmusterkarte anfertigen und das Ergebnis mit dem Original abgleichen.
  10. Bei positivem Ergebnis kann die Lackierung begonnen werden.

Farbtöne über die VIN (Vehicle Information Number – Fahrgestellnummer) herausfinden

Die Farbtonabfrage über die Fahrgestellnummer ist eine sehr einfache Methode. Diese hilft dir aber lediglich dabei, den Farbnamen im besten Falle den Farbcode heraus zu finden.

Einige Hersteller verzichten auf die Offenlegung von Farbtoninformationen. (Hierzu gibt es natürlich auch einige Verschwörungstheorien). Somit sind wir gezwungen über spezielle Software oder über den Anruf bei einem Vertragshändler die Abfrage zu tätigen.

Ein Hersteller, der mit der blauen Ellipse oder Pflaume, hat generell sehr schwierige Farbcodes am Fahrzeug hinterlegt.

Wenn man dann einen Namen oder Code bekommen hat, kann man damit Farbkarten heraussuchen. Wer im Besitz eines Lesegerätes ist, kann diese Vorgehensweise überspringen und eine Lösung durch Hilfe des Gerätes bekommen.