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Die Lackierung und die zugehörigen Parameter

An dieser Stelle gehen wir davon aus, das alle Vorarbeiten wie Spachteln, Füllern, usw. erledigt sind und du bereit bist, dein Bauteil zu Lackieren.

Zuerst müssen wir das Bauteil reinigen (die Grundreinigung findet vor dem ersten Arbeitsgang statt. Je weniger Dreck, desto besser das Ergebnis!).

Hierzu nutzen wir Silikonentferner und Putzpapier (meist blaue Rolle).
beachte beim abwaschen, dass der Silikonentferner nicht auftrocknet! Das kann in der Lackierung zu Streifenbildung führen, die durch die Restbestände verursacht werden.  Sprühe das Objekt mit Reiniger ein, am besten nimmst du   in beide Hände Putzpapier und fängst an mit einer Seite das Bauteil abzureiben. Anschließend, wenn der Silikonentferner langsam auftrocknen möchte, nimmst du das andere unbenutzte Papier und reibst die Fläche nach. Somit verbleiben keine Restbestände aus dem Reiniger und deine Lackierung wird somit nicht beeinflusst.
Falls du noch Partien abkleben musst, ist jetzt der Zeitpunkt. Wenn nicht, dann geht es weiter.
Je nachdem , was für ein Material aufträgst, kannst du nun lackieren, oder nicht.

Bei Decklacken, z.B. der 2K Einschicht, kann bedenkenlos auf die mit Silikonreiniger gereinigte  Fläche lackiert werden.
Wasserbasislacke brauchen einen weiteren  Reinigungsgang. Hierzu nutzen  wir ebenfalls blaue Putztücher (manche Lackierer nutzen hier Mikrofasertücher) und Alkoholreiniger bzw. Reiniger wässrig.
Wie mit dem Silikonentferner, wiederholen wir diesen Gang und achten darauf, das keine nassen Nester auftrocknen.

Anschließend blasen wir das Bauteil mit Luftdruck ab und nehmen dabei ein Staubbindetuch zur Hilfe.
Für Standard Decklacke kannst du das Honigtuch verwenden. Dieses ist leicht bis stark klebrig  und hat einen Honigfarbigen Ton.
Für wasserbasierende Materialien nimmst du bitte das extra dafür vorgesehene blaue Staubbindetuch, welches keine Streifen ziehen kann.

Der Unterschied zwischen den Staubbindetüchern ist die Oberflächenbeschaffenheit. Das Honigtuch ist mit “leichtem Klebemittel” versetzt und nimm Stäube auf und verklebt diese im Tuch.
Lösemittelbasierende Lacke reagieren schwerer auf die Rückstände dieser Tücher.
Die blauen Staubbindetücher, welche  extra für wasserbasierende Materialien entwickelt wurden, sind “einfache ” Reinigungstücher, die keine Rückstände hinterlassen und im Wasserbasislack keine unschönen Streifen hinterlassen.

Ab hier ist der Reinigunsprozess abgeschlossen und du kannst zur Pistole greifen.

Nun stehen wir mit der Lackierpistole und los geht’s. Naja, wenn man’s dann weiß, wie.
Wir haben als Lackierer einige Parameter, die gut einsgestellt und beachtet werden müssen.
Der nächste Abschnitt klärt dich über  die  7 wichtigsten Parameter auf, die du immer im Auge haben solltest.

Diese Parameter sind an einer guten Lackierung mitentscheidend:

  1. Zugeführte Druckluft
  2. Spritzdruck
  3. Gleichmäßige ziehen der Lackierpistole, der Pistolenwinkel
  4. Die Lackierrichtung
  5. Der Abstand
  6. Die Lackiergeschwindigkeit
  7. Die Routine

1. Zugeführte Druckluft

Die Luft-Abnahmestelle sollte nach einem Öl/Wasserkombifilter liegen. Ein Kompressor presst zum Teil Motoröl und Schmierstoffe in den Kessel, die in der Lackierung Verunreinigungen verursachen. Ebenso entsteht bei Wetterwechsel oder langer Motorlaufzeit Kondenswasser in den Leitungen. Dies alles sollte vorab beseitigt werden. Unter Umständen entstehen Lackierfehler wie bei Silikonen. Daher beachten, dass der Kompressor vor der Lackierung entwässert wurde (eine Schraube am tiefsten Punkt des Kessels) und regelmäßig gewartet wird.

2. Spritzdruck

Basislacke werden auf Grund der Farbtonnachstellung nach Herstellervorgabe verarbeitet! TI beachten. Auch Decklacke haben Empfehlungen in den TI hinterlegt, aber als gängigen Durchschnitt kann man bei 2-K Deck- und Klarlacken bei Fließbecherpistolen der neueren Generation (siehe auch Pistolenkunde) 2 bar Eingangsdruck einstellen. Damit kann man sich weiter herantasten.
Das Einstellen von Lackierpistolen ergibt sich in der Regel durch die Pistole, das Material, die Anwendung und die Erfahrung. Diesen Punkt müsste man endlos ausrollen für jeden Einsatzzweck. Hier heißt es, „Versuch macht klu“ch“.

3. Gleichmäßiges ziehen, der Pistolenwinkel – gerade Züge wie ein Roboter

Hier geht es um die gleichmäßigen Linienbildung der „Lackierzüge“ bzw. Lackiergänge.

Gleichmäßiges Führen der Pistole im rechten Winkel zum Objekt ist elementar wichtig für den Verlauf des Materials. Unterschiedlicher Auftrag bringt ein ungleiches Spritzbild und auch verschiedene Schichtstärken. Somit entstehen glatte und strukturierte Teilabschnitte in der Applikation. Wie in der Abbildung zu sehen, verändern sich die Oberflächen (sehr groß dargestellt!).
Der gleichmäßige Auftrag hinterlässt eine gleich dick bleibende Fläche, wobei das „Pistolenwedeln“ an den Seiten an Schichtstärken Volumen verliert. Somit verändert sich im Basislack u.U. der Farbton und im Decklack die Oberflächengüte. Diese Technik wird nur beim Einlackieren wie z.B. dem Spot-Repair oder beim Einblenden in angrenzende Bauteile angewandt.

4. Die Lackierrichtung

Tatsächlich gibt es Materialien, bei denen man eine Richtung einhalten sollte.

Stoßfänger lackieren

In diesem Fall spreche ich von empfindlichen Farbtönen im Metallic-Bereich. Um das ganz zu verbildlichen, nehmen wir eine Seitenteil- und Stoßfängerlackierung. Im oberen Bild kannst du sehen, das der Stoßfänger auf dem X-Ständer so aufgebaut ist, dass es der natürlichen Form entspricht (verbaut wie am Auto). Die Lackiertechnik ist hier in beiden Fällen gleich. Das Material bekommt den gleichen „Drall“. Somit ist auf beiden Bauteilen die Lichtreflexion beim Einfallswinkel (EW) und Ausfallswinkel (AW) gleich.

Wenn wir jetzt das untere Bild sehen, wird der Stoßfänger an der Flanke um 90° verdreht lackiert. Somit erreicht man schon eine Farbverschiebung. Der Drall der Metallics ist somit ebenso um 90° versetzt und der EW und AW sind nach dem Einbau des Bauteils nicht in der gleichen Richtung wie am Seitenteil.
Bei vielen Farbtönen geht dieses Vorgehen meist gut. Aber wenn es um schwierige Farbtöne geht, solltest du darauf achten, dass du versuchst, jeglichen Fehler im voraus zu vermeiden. Somit eben auch die Metallics in die gleiche Richtung spritzen. Dafür muss der Stoßfänger nicht aufgehangen werden. Hier musst du ledigliche die Flanke nicht links nach rechts lackieren, sondern einfach von oben nach unten (ohne die Luftkappe zu ändern!). Somit stimmt die Richtung wieder.

Probier es doch einfach mit Musterteilen aus. Und du wirst sehen, das sich in manchen Fällen die Metallics hervorheben oder sich der Hell-/Dunkelkontrast im Kipp ändert.

Basislack, welcher Nass auflackiert wird, hat weniger diese Problematik. Hier geht es speziell um den Nebelgang, welcher oft halbtrocken aufgelegt wird. Somit verbleiben die Metallics in der Stellung des „Aufschlags“. Im nassen Material verfließen die Pigmente und können sich anders legen.

5. Der Abstand

Hier geht es um die gleichmäßigen Abstand der Pistole zum Objekt. Ein ständiges Verändern des Abstandes würde bei vielen Farbtönen eine ungleich erscheinende Oberfläche herbeiführen (bei Metallics u.U zu Wolkenbildung).
Als roten Leitfaden kann man grundsätzlich 20cm festhalten.

Damit kommt man durchaus schon ein ganzes Stück weiter. Bei dem Nebel- bzw. Effektgang wird bei einigen Herstellern der Abstand vergrößert. Ich persönlich habe den Abstand für den Effektgang bei meiner Lackiertechnik für mich mehr als verdoppelt. Hier gilt es aber für dich, diese Technik mehrfach auszuprobieren. Natürlich ist dieses Vorgehen schon sehr genau. Ich möchte den Farbton ja auch so genau als möglich treffen. Wie man die eigene Spritztechnik zu Originalmustern anpassen kann, zeige ich dir hier. Wer ständig andere Lackhersteller nutzt, wird irgendwann ein Mittelmaß erreichen.

6. Lackiergeschwindigkeit

Das Tempo der Applikation wird der Erfahrung angepasst.
Die Oberflächenoptik verändert sich bei langsamer Zuggeschwindigkeit in: glatte, satte, fette Oberflächen. Bei Überschichtung kann es dann zu Läufer- bzw. Gardinenbildung kommen.

Andersherum wird die Oberfläche bei zu schneller Zuggeschwindigkeit rauer bzw. strukturierter und schlecht deckender. Das Material ist zu mager aufgetragen und kann sich nicht vollständig ausfalten. Es legt sich übertrieben gesehen wie Nebel auf die Fläche und kann schlecht ineinander Verlaufen. Metallicplättchen stellen sich unter Umständen auf und stehen bzw. liegen im falschen Winkel. Somit werden auch Farbtöne verschoben oder es kommt zu Wolken- bzw. Fleckenbildung im Basislack

7. Routine

Wie bei allem, was wir machen, wird mit jeder Lackierung natürlich auch deine Spritztechnik besser. Dranbleiben, üben und wiederholen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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